Sonntag, 23. November 2025

Bericht: Kleine Kapelle – Großes Fest

Foto: EZ

Am Hochfest Mariä Himmelfahrt war es endlich so weit: Nach über einem Jahr der Sanierung der Marienkapelle (inklusive der bischöflichen Freigabe zur Restaurierung und nach langer Trocknung der feuchten Sandsteinwände) konnte die Marienkapelle in Studernheim wieder gesegnet und der Gemeinde übergeben werden.

Der Festakt begann mit einem Hochamt am 15. August um 18:00 Uhr in der vollbesetzten Kirche St. Georg zu Studernheim, das Pfarrer Andreas Rubel leitete. Fast das ganze Pastoralteam samt neun Ministranten waren gekommen. Unter den imposanten Klängen eines Orgelpräludiums von Robert Nitzschmann zog der Altardienst hinter dem Vortragekreuz mit Fahnen, Leuchtern und Weihrauch durch das große Portal in Prozession in die Kirche ein. Nach der Inzensierung des Altars feierte die Gemeinde die Eucharistie, die musikalisch vom Studernheimer Frauenchor Frohsinn-Concordia unter Leitung von Michael Völpel untermalt war. Zum Abschluss der Messe und als Überleitung zur Segnung der Marienkapelle erstrahlte der neugotische Hochaltar in marianisch-blauem Licht.

Unter Vollgeläut der Glocken trat der Prozessionszug in geordneter Form durch das Portal aus dem Kirchenschiff hinaus und bog nach links in die Oggersheimer Straße ein, die zu dem Zweck kurzfristig abgesperrt war. Zahlreiche Besucher und Schaulustige warteten bereits an der Ecke zum Ruchheimer Weg, wo das Vorbereitungsteam Bänke und Stühle aufgestellt hatte. Neben Bürgermeister Bernd Knöppel gesellten sich auch andere Landes- und  Lokalpolitiker sowie zahlreiche Besucher aus ganz Frankenthal und darüber hinaus.

Die Kapelle war seinerzeit von Familie Weitzel aus Studernheim im Jahr 1751 gestiftet worden und bot Menschen, die aus Worms zur "Schwarzen Madonna mit Kind“ in der Oggersheimer Wallfahrtskirche "Mariä Himmelfahrt" pilgerten, einen Ort zur Rast, Ruhe und Kontemplation. Die spirituelle Verbindung zur berühmten Mutter Gottes in dieser Wallfahrtskirche soll wahrscheinlich durch die schwarze Marienstatue in Studernheim unterstrichen werden. Die Kapelle steht somit auch an einer Nebenroute zum berühmten Jakobsweg, auf dem Gläubige bis nach Santiago de Compostela pilgern können.

Im September 2024 begann die Restaurierung der Kapelle, die bis Fronleichnam am 19. Juni 2025 beendet werden konnte. Nach vorgegebenem Ritus segnete Pfarrer Rubel die Statue der schwarzen Maria, ihre frisch erstrahlende Kapelle und auch alle mitgebrachten Kräutersträuße der Gläubigen – eine lange Tradition am Fest Mariä Himmelfahrt, da solchen "Würzwischen" seit dem Mittelalter eine heilbringende Wirkung zugesprochen wird, wenn sie zuhause aufgehängt werden.

Nachdem Pfarrer Rubel die Segnung vollzogen hatte, stimmte er das große "Te Deum" an, wozu gleichzeitig wie von Geisterhand alle Turmglocken von St. Georg zu läuten begannen und so aus der Ferne grüßten. Mit Fabian Schmidt von der protestantischen Gemeinde in Studernheim hatte ein ganz besonderer Glöckner dazu in der Sakristei ausgeharrt und auf ein Signal per Smartphone gewartet – herzlichen Dank an ihn für den Überraschungseinsatz!

Als Vorsitzender des örtlichen Gemeindeausschusses beschrieb Rainer Jacquemin das Sanierungsprojekt kurz und stellte die Akteure vor, die sich dabei um die Kapelle verdient gemacht haben. Für die finanzielle Absicherung des Vorhabens hatte sich Erich Zech verbürgt, der aus Studernheim stammt und dem an dieser Stelle für seine uneigennützige Unterstützung herzlich gedankt sei! Doch was wäre ein solches Projekt ohne eine Gruppe freiwilliger und emsiger Helfer? In chronologischer Reihenfolge danken wir Thomas Prutscher, der zusammen mit Rainer Jacquemin den alten Putz von den durchnässten Wänden abgeschlagen hat. Lothar Scheller entsorgte den angehäuften Bauschutt ordnungsgemäß und stellte nach der mehrmonatigen Trocknungspause Wasser, Strom und allerlei Versorgung für den Wiederaufbau zur Verfügung.

Mit Dorin Niculae war ein wahres Allround-Talent gefunden, das die Wände fachgerecht verputzte, schliff und anstrich, das Moos vom alten Sandstein vorsichtig abbürstete und ihn ringsherum versiegelte. Neues Material aus Stein – sei es die Altarplatte aus tibetanischen Granit, der Sockel der Marienstatue, der Fußbodenbelag oder die neue Sockelaußenleiste aus Sandstein – stiftete, schnitt und polierte Carmine Ruggiero aus Frankenthal. Relu Filiuta aus Frankenthal verlegte anschließend den Granit-Fußboden, während zur Vollendung des kleinen Häuschens Giuseppe Di Iorio die Lackierung der Portalflügel und neue, transparente Scheiben übernahm. Alle Spender, denen unser herzlicher Dank gilt, spendeten das Material aus Freundschaft zu Erich Zech und zur Ehre Mariens und ihrer Kapelle!

Den Dankesworten schloss ich Pfarrer Rubel an und verlas eine Gedenkurkunde für alle Helfer, die auch Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer, unterzeichnet und mit seinem persönlichen Siegel versehen hatte. Ein Exemplar wurde unter den Sockel der Marienstatue für die Nachwelt deponiert.

Im Anschluss berief Pfarrer Rubel mit Lisa Sczepanski eine neue „Custodia“ (Wächterin) für die Kapelle, die sich zukünftig mit ihrem Töchterlein Mila um die Kapelle kümmern wird, und überreichte ihr dazu einen symbolischen Schlüssel.

Danach waren alle Anwesenden herzlich eingeladen, sich die Kapelle und die Marienstatue mit ihrem bläulichen Rosenkranz aus der Nähe genau anzusehen und sich auch eines der Fläschchen Lourdes-Wasser zu nehmen, die Erich Zech eigens – wie auch den Rosenkranz – aus dem südfranzösischen Wallfahrtsort mitgebracht hatte. Ebenso waren alle zu einem Umtrunk neben der Kapelle eingeladen, zu dem Familie Zech Tische und Bänke aufgebaut und gekühlte Getränke allen durstigen Kehlen und dazu knuspriges Knabbergebäck reichte. Den Sekt hat Klemens Andreas aus Niederkirchen gestiftet, so dass einem gemütlichen Beisammensein der versammelten Gemeinschaft nichts mehr im Wege stand.

Dank des guten Wetters und der guten Verpflegung kam eine sehr anregende Stimmung auf, in der der ein oder andere in Erinnerungen schwelgen oder die frisch restaurierte Kapelle bestaunen konnte. Auch die Gruppe der Minis blühte regelrecht auf und spielte und tanzte, wie es bei Messdienerfreizeiten Tradition ist. Erst gegen Mitternacht löste sich die Veranstaltung allmählich auf, was für einen sehr gelungenen Abend spricht.

Allen Helfern am Abend und Unterstützern vor und hinter den Kulissen – besonders den Freiwilligen, die Geld, Material, Freizeit und Arbeitskraft gespendet haben, um die Kapelle zu restaurieren, gilt unser ganz besonderer Dank und ein herzliches "Vergelt’s Gott!"