Montag, 23. Juni 2025
Bericht: Ein Pfälzer in Österreich
Philipp Öchsner im Portrait
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Diesen Satz aus dem zweiten Kapitel des Galaterbriefes des Apostels Paulus hat Pater Philipp Öchsner für sein Primizbildchen ausgewählt. Das erste Messopfer in seiner Frankenthaler Heimat feierte der Neupriester unter großer Anteilnahme der Gläubigen der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit und vielen auswärtigen Gästen am 04. Mai 2025. Eine Woche zuvor war der 28-Jährige im Beisein seiner Familie und zahlreicher Weggefährten in der Pfarr- und Oratoriumskirche St. Rochus und Sebastian in Wien von Militärbischof Werner Freistetter zum Priester geweiht worden.
„Für mich war es eine sehr intensive und erfüllte Woche mit vielen Eindrücken und persönlichen Begegnungen“, resümiert Philipp Öchsner mit Freude und Dankbarkeit kurz vor seiner Rückreise in die Donaumetropole. Die Weiheliturgie mit kraftvollen Gesängen in einer vollbesetzten Kirche sei für ihn ein ganz besonders nachhaltiges Erlebnis gewesen. Eine Stunde habe er an diesem Tag im Beichtstuhl gesessen und zwei Stunden lang den Einzelprimizsegen gespendet.
Nicht minder erhebend und feierlich ging es beim Festgottesdienst in der Frankenthaler Dreifaltigkeitskirche zu. In dem barocken Gotteshaus gab es keine freien Sitzplätze mehr. Und auch rund um den Altar war die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Mit zehn Konzelbranten – darunter der Ludwigshafener Dekan Dominik Geiger und der aus Frankenthal stammende Pfarrer Tobias Heil – feierte Philipp Öchsner Eucharistie. Sogar Weihbischof Otto Georgens ließ es sich nicht nehmen, seine freundschaftliche Verbundenheit mit dem Neupriester, den er einst im Dom zu Speyer getauft hatte, zum Ausdruck zu bringen.
Pfarrer Andreas Rubel widmete dem Primizianten den Spruch „Gott schenkt Freude in Fülle“ und wünschte dem jungen Priester, dass ihm diese Freude für den großartigen Dienst in der Welt erhalten bleibe. Herzlicher Applaus erfüllte das Kirchenschiff. Sehr persönliche und zu Herzen gehende Worte fand der ebenfalls aus Wien angereiste Pater Maximilian Maria Ewers, der in der gleichen Gemeinschaft wie Philipp Öchsner beheimatet ist. In seiner Predigt schlug er bisweilen auch locker-ironische Töne an, wenn er beispielsweise – bezogen auf Simon Petrus – feststellte: „Wenn die Kirche in Gefahr ist, schlafen die Jünger. Daran hat sich in 2000 Jahren nichts geändert.“ Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch zwei Familienmitglieder an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligt waren.
Wer sich den Lebenslauf von Philipp Öchsner näher anschaut, kann erkennen, dass er dank eines religiösen Elternhauses schon sehr früh mit einem geistlichen Beruf liebäugelte. Am 24. Dezember 1996 in der Domstadt Speyer geboren und schon zwei Jahre später nach Frankenthal-Flomersheim gezogen, war er in der Messdienerarbeit sehr aktiv, gehörte dem Leitungsteam an und organisierte Freizeitangebote, insbesondere als Chef der Fußballmannschaft der Minis. Nach dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium studierte Öchsner zunächst vier Semester Theologie in Würzburg, um dann für ein Jahr an die Päpstliche Universität Gregoriana nach Rom zu gehen. Anschließend besuchte er als Priesteramtskandidat der Diözese Speyer das Herzogliche Georgianum in München, wo er bei Professor Bertram Stubenrauch seine Diplomarbeit schrieb. Philipp Öchsner stellte sich als Ideal ein Leben als Priester in der Gemeinschaft vor, wollte allerdings nicht ins Kloster gehen. Und so stieß er aufgrund eines persönlichen Kontaktes zu den Oratoriern. „Es ist für mich die perfekte Mischung zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft“, hebt er hervor.
Seit 2021 gehört der junge Frankenthaler der Kongregation des Oratoriums des heiligen Philipp Neri in Wien an. Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaft von Priestern, die ohne Ordensgelübde zusammenleben und sich in erster Linie um die Seelsorge kümmern. Die Ursprünge der Oratorianer gehen zurück auf das Jahr 1575 und den in Rom wirkenden Philipp Neri, der für sein heiteres Wesen und seinen Humor bekannt war. Die Wiener Kongregation gibt es seit 1978 und wurde mit Unterstützung von Kardinal Franz König vom 33-Tage-Papst Johannes Paul I. kanonisch errichtet. Ihr wurde die Seelsorge der Pfarrei St. Rochus und St. Sebastian im dritten Wiener Bezirk übertragen. Aktuell zählt die Kongregation zwölf Mitglieder, Philipp Öchsner ist der Zweitjüngste.
Der Pfälzer, der sich in der in Österreichs Hauptstadt inzwischen gut eingelebt hat, kann sich über mangelnde Arbeit wahrlich nicht beklagen. Er widmet sich in der sehr lebendigen Pfarrgemeinde vorwiegend der Jugendseelsorge und bringt dabei seine sportlichen und musikalischen Ambitionen ein. Wie schon vor zehn Jahren in Frankenthal betreut er die Fußballmannschaft der Ministranten und hat als gelernter Trompeter schon zwei Bläserensembles sowie einen Jugendchor ins Leben gerufen. Eine lohnende Aufgabe sieht er außerdem in dem Religionsunterricht, den er an einem Gymnasium erteilt. „Die Kirche muss präsent bleiben“, unterstreicht er. Mit einiger Sorge erfüllt ihn der Umstand, dass es in Wien nur noch 17 Prozent Katholiken gibt. Umso mehr ist in der von der Kongregation betreuten Pfarrei los. „Fünf Messen werden sonntags gefeiert, allesamt gut besucht“, berichtet Philipp Öchsner. Auch wenn zwischen Wien und Frankenthal fast 750 Autokilometer liegen, wird er die Bande zur Heimat nicht abreisen lassen. Schließlich hat er als vielbeschäftigter Oratorier auch Anspruch auf Urlaub. Und den will er am liebsten im Kreise seiner Familie verbringen.